Sektion

Grimselpass

Mit deutlichen Erfahrungsunterschieden im Umgang mit dem Grimsel-Granit traf sich die siebenköpfige Klettertruppe am milden September-Samstagmorgen auf dem Parkplatz vor der Mittagsflue. Ehrfürchtig schweiften die Blicke in Richtung der eindrücklichen Südwand am Eingang zum Grimseltal direkt nach Guttannen. Beim kurz & bündigen Zustieg von ca. 40 Minuten türmte sich die Wand immer eindrücklicher vor uns auf, was den ungezwungenen Schwatz immer mehr verstummen liess. Als der Schatten noch im unteren Wandteil war, starteten wir in die Route «Durststrecke» (5b+), welche durch ein konstantes Niveau im 5. Schwierigkeitsgrad besticht. Die doch saftigen Hakenabstände forderten einiges an Mut und Aufopferung der Vorsteiger, was mit immer mehr Luft unter dem Hintern nicht einfacher wurde. Klassische Leistenkletterei mit einigen Platten- und einer kurzen Risspassage machten die Tour zu einem wahren Leckerbissen. Oben angekommen blickten wir zufrieden auf das Grimselgebiet und genossen Birnenbrot und ähnliches. Da nicht viele Seilschaften unter uns in der Wand waren, entschlossen wir uns, über die Route «Heidi mir weidi beidi» abzuseilen. Als ob die Gruppe schon seit Jahren in der Konstellation unterwegs wäre, meisterte sie das Gruppenabseilen in Rekordzeit, natürlich ohne Sicherheitskompromisse. Mit viel Frauenpower kam das letzte Halbseil beinahe zu schnell in Richtung der Männer, die am Einfachstrang überschlagend abseilten. Sicher und wohlauf am Wandfuss angekommen, nahmen wir die Reise zum Campingplatz und der Dusche unter die Füsse und Räder. Bei gemütlichem Abendessen im Gasthaus Post, wobei wir in internationaler Manier von einem sympathischen Spanier bedient und verwöhnt wurden, wurde über die Tour am Sonntag diskutiert.

Da das Grimselgebiet doch nicht wirklich bekannt ist für Leistenkletterei, entschied sich die Gruppe für die Route «Fliegender Teppich» (5b), wobei der Name Programm ist. Ohne ein Zuviel an Griffen oder Tritten schlichen wir mit einem mulmigen Gefühl im Bauch über die vom Gletscher flachgeschliffenen Platten, vertrauend auf die Reibung zwischen Fels, Fingern und Schuhsohle. Nach dem Motto der hängenden Ferse kamen wir in eindrücklicher Umgebung nach neun Seillängen um die Mittagszeit herum oben an. Da wir uns am Vorabend noch hitzig über die richtige Mittagsverpflegung in den Bergen austauschten, konnten wir uns an dem Zeitpunkt nochmals darauf zurückbesinnen und unsere Vorlieben live zur Schau stellen. Mit viel Routine fürs Gruppenabseilen kamen wir problemlos wieder zum Wandfuss und waren um etwa 15.00 abfahrtsbereit für die Rückreise ins Rheintal. Damit ging ein spannendes, abwechslungsreiches und eindrückliches Grimsel-Wochenende zu Ende.